(ein Beitrag von Stadtrat Michael Böhm)
Der ehemalige Pressesprecher der Stadt Hof Rainer Krauß hat einen guten Job abgeliefert, das steht außer Frage. Nur in einer Sache hat er ein Erbe hinterlassen, das nun zu einiger Aufregung in sozialen Medien sorgt: Rainer Krauß hat Tag und Nacht auf Facebook für die Stadt Hof gearbeitet. Er hat erklärt, kommentiert und zurückgewiesen, und das tat er wortgewandt und äußerst kompetent.
Die neue Pressesprecherin folgt diesem Vorbild nicht und das wiederum führte in einigen Facebookgruppen zu Unmut bis hin zu Ultimaten und öffentlicher Kritik jenseits des guten Tones.
Nur: Die neue Pressesprecherin hat recht. Es liegt einerseits auf der Hand, dass das Bespielen sozialer Netzwerke in dieser Form nicht in der Stellenbeschreibung dieser Position verankert war und ist. Andererseits ist auch die Annahme falsch, dass durch ein Vorgehen wie es Rainer Krauß gezeigt hat mehr echte Bürgernähe und Transparenz entsteht.
Ein Bürgerdialog muss barrierefrei, niederschwellig und nachhaltig sein.
Ein kurze Recherche reicht um zu erkennen, dass es auf Facebook um die einhundert Gruppen gibt, die einen Bezug zur Stadt Hof haben. Manche dieser Gruppen haben tausende von Mitgliedern, andere sind nur noch Leichen ohne Aktivität. In jeder dieser Gruppen kann ein Nutzer des sozialen Netzwerks beliebig und kontextlos Fragen zu städtischen Themen stellen oder sich über Misstände echauffieren. Mehrfachposts zu einem Thema stellen die Regel dar, das Wiederauffinden von Gelesenem ist schwierig und zeitraubend. Ein modernes eGovernment-Tool sieht anders aus.
Die Gruppen selbst sind allesamt privat und vielen Mitgliedern ist das gar nicht bewusst. Sie gehören also einem Administrator, welcher nach Belieben Kommentare löschen oder Mitglieder entfernen kann, ebenso kann er Beiträge befeuern, andere wiederum verkümmern lassen oder ganz entfernen. Eine Stellungnahme in einem solchen Umfeld ist also keineswegs barrierefrei: Man muss Facebook nutzen und in der entsprechenden Gruppe Mitglied sein. Und bleiben.
Private Facebookgruppen sind kein guter Ort für guten Bürgerdialog. Wenn eGovernment richtig eingesetzt werden soll, dann muss man es auf drei Kerne reduzieren: die Webseite der Stadt Hof, die Facebookseite Stadtportal Hof und auf eine mobile eGovernment-App für den Bürger.
Mit einer eGovernment-App könnten Meldungen zu Missständen zielgerichtet in den richtigen Fachbereich geleitet werden, ein echter – weil geordneter und katalogisierbarer – Bürgerdialog könnte damit abgebildet werden, Informationen von HofBus und HEW könnten eingepflegt werden und er Weg zum Bürgeramt könnte für viele Dinge unnötig werden. Nach oben gibt es bei solchen eGovernment-Apps kaum Grenzen. Nutzt man noch die Integration eines solchen Systems richtig entstehen Einsparungen, die die Kosten der App leicht kompensieren.
Warum gerade manche Betreiber von Facebookgruppen gegen eine solche Lösung sind, liegt auf der Hand: zwischen den Gruppen existieren oft groteske Gegnerschaften, ebenso ist das Streben nach mehr Mitgliedern oft im Vordergrund. Ein schnell „ankopierbarer“ Pressesprecher war da natürlich ein Pfund, mit dem man wuchern konnte.